Spezialtherapien

Für Körper, Geist und Seele

Die Spezialtherapien in der Klinik Meissenberg sprechen nicht den Intellekt an, sondern Körpergefühl, Kreativität und Selbstwahrnehmung. Eine Übersicht über das Angebot.

Spezialtherapien der Klinik Meissenberg: Frauen bei der Tanz- und Bewegungstherapie

Elisa B. erinnert sich noch gut an den einen, entscheidenden Moment: «Ich war in der Tanztherapie und gab mich völlig den Klängen hin, ohne gross nachzudenken. Erstmals seit langem fühlte ich mich entspannt. Gänzlich unerwartet durchzuckte mich ein Gedanke zu einem Thema, das ich in der Gesprächstherapie schon seit zwei Wochen mit mir herumtrug. Das war rückblickend gesehen ein richtiger Durchbruch für mich.» Elisas Erlebnis zeigt: Eine erfolgreiche Therapie stützt sich auf mehrere Pfeiler. Gespräche sind das eine, Bewegung, kreative Ausdrucksformen und die Beschäftigung mit klaren Aufgaben wie beispielsweise das Herstellen eines Weidenkorbes haben genauso viel Gewicht.

«Unsere Spezialtherapien sind nicht weniger intensiv als die Gesprächstherapien», betont Kristin Joseph-zur Nedden, die Leiterin der Abteilung Spezialtherapien in der Klink Meissenberg. «Der Ansatz ist jedoch ein völlig anderer: Es passiert sehr vieles über den Körper und nicht über den Intellekt.» Hier lernen die Patientinnen, auch mal abzuschalten oder sich etwas Neues zu trauen. Ressourcen ist ein oft verwendetes Wort, wenn diese Therapien besprochen werden. Kristin Joseph-zur Nedden erklärt: «Eine Ressource ist etwas, das im Menschen vorhanden ist. Vielleicht ist diese Ressource verloren gegangen oder schon lange nicht mehr genutzt worden. So war jemand zum Beispiel in der Kindheit sehr neugierig. Diese Neugier kann etwa in der Gestaltungstherapie wieder aktiviert werden.» 

Genauso wichtig ist aber, dass sich Patientinnen auch mal auf etwas anderes als ihre Krankheit oder ihr Problem konzentrieren können. Wie das Beispiel von Elisa zeigt, kann dies einen Schritt in die richtige Richtung ermöglichen. Oder es bringt auch ganz einfach die nötige Entspannung mit sich. «In den Spezialtherapien lernen unsere Patientinnen, wieder auf ihren Körper zu hören und achtsam mit sich selbst umzugehen», betont Kristin Joseph-zur Nedden.

Breites Angebot an Spezialtherapien

Die Klinik Meissenberg legt Wert auf eine abwechslungsreiche Therapie. Entsprechend breit aufgestellt ist das Angebot an Spezialtherapien: 

  • Mal- und Gestaltungtherapien
  • Tanz- und Bewegungstherapien
  • Ergotherapie
  • Dramatherapie
  • Physiotherapie
     

Mal- und Gestaltungstherapien

Mit den Mitteln der bildenden Kunst werden relevante Themen, die im Zusammenhang mit der aktuellen Symptomatik stehen, sicht- und bearbeitbar gemacht. In den Ateliers der Klinik Meissenberg stehen zu diesem Zweck verschiedene Materialien zur Verfügung: Papier, Stifte, Kreiden, Gouache- und Aquarellfarben, Ton, Draht, Gips. Damit wird je nach Gruppe sowohl themenfokussiert als auch frei gearbeitet. Für die Teilnahme an der Mal- und Gestaltungstherapie sind keine zeichnerischen oder sonstigen künstlerischen Vorkenntnisse nötig. Essenziell an der Mal- und Gestaltungstherapie ist eine therapeutisch fundierte Begleitung. Denn künstlerisches Handeln ist nicht per se «heilsam» – wie der Blick in die Kunstgeschichte zeigt. Durch künstlerisches Handeln können vielmehr problematische Muster verstärkt oder auch Traumata getriggert werden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass diese Therapien von Fachpersonen begleitet werden, die angemessen reagieren können. 

Angebote in der Klinik Meissenberg:
•    Offenes Atelier
•    Prozessorientiertes Gestalten
•    Ressourcenorientiertes Gestalten

Tanz- und Bewegungstherapien

Diese Therapien bieten Raum, mit dem eigenen Körper wieder in Verbindung zu kommen, dessen Signale bewusster wahrzunehmen und in das eigene Erleben zu integrieren. Damit wird eine ganzheitliche Wahrnehmung des Menschen angestrebt, die Verbindung zwischen Körper und Psyche bewusst und als Ressource zugänglich gemacht. Die Wahrnehmung und die Ausdrucksmöglichkeiten des inneren Erlebens werden erforscht und das eigene Bewegungsrepertoire erweitert. Dadurch werden Bewegungs- und Verhaltensmuster bewusster wahrgenommen und es entstehen Möglichkeiten für Veränderung. Der therapeutische Ansatz ist abgestimmt auf den individuellen Behandlungsplan. Körper- und Ich-Identität, Achtsamkeit sowie emotionale, kognitive und soziale Kompetenzen werden gefördert, wobei die Umsetzbarkeit von neuen Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten im Alltag im Mittelpunkt steht.

Angebote in der Klinik Meissenberg:
•    Achtsamkeit
•    Entspannung
•    Stocktanz
•    Stretching
•    PMR (Progressive Muskelentspannung)
•    Beatube
•    Yoga 
•    Pilates 
•    Kreistanz 
•    Qigong (Sonntagsangebot)

Ergotherapie
 

Ergotherapie ist eine der ältesten Therapieformen in der Psychiatrie. Hier geht es um das konkrete Tun, im Unterschied beispielsweise zur Maltherapie, bei der es keinen konkreten Output geben muss. Beispielhaft sei hier das Korbflechten erwähnt: Die Arbeit ist sehr handlungsorientiert und strukturiert. Die Patientin muss einen Handlungsplan entwerfen (was tue ich wann, was brauche ich dazu) und sie muss sich entscheiden, was entstehen soll. Wie gross soll der Korb werden, welches Muster hat er, was ist seine Aufgabe? Diese auf den ersten Blick einfachen Aufgaben ermöglichen es der Patientin, mögliche Ressourcen zu entdecken und Defizite gemeinsam mit der Therapeutin anzupacken. „In der Ergotherapie versuchen wir, unsere Patientinnen wieder in die Handlung zu bringen und ihre Selbständigkeit zu stärken“, erklärt Kristin Joseph-zur Nedden. Denn eine bedeutungsvolle Betätigung im persönlichen Alltag ist enorm wichtig für uns Menschen. Sie ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Alle machen alles

Spezialtherapien sind kein Wunschkonzert. Damit die Behandlung möglichst ausgewogen ist, nehmen alle Patientinnen grundsätzlich an allen Therapien teil: Gespräch, Bewegung, Ergotherapie und Gestaltung. Welche Ansätze im Einzelnen verfolgt werden, entscheidet das Behandlungsteam gemeinsam. Vorbehalte seitens der Patientin werden selbstverständlich genau angeschaut und diskutiert. Niemand wird zu etwas gezwungen, was sie nicht will. Doch nur schon die Abneigung gegen eine bestimme Therapieform kann Anlass zu interessanten Gesprächen geben. Denn keine Behandlung in der Klinik Meissenberg ist sinnfrei, sondern jeder Schritt ist eingebettet in ein klares Behandlungskonzept.
 

Text Hansjörg Honegger

Foto Daniel Brühlmann