Beitragsserie: 5 Fragen an…
«Wir schaffen Raum für Vertrauen»
In der Klinik Meissenberg arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen Hand in Hand, um Frauen in schwierigen Lebensphasen zu unterstützen. Doch wie sieht der Alltag unserer Mitarbeitenden aus, und was treibt sie an? In dieser Ausgabe: Nadja Elsener und Solyana Mogos Kidane, Lernende Fachangestellte.

Was bietet dir die Klinik Meissenberg als Arbeitgeberin?
Nadja: Die Klinik Meissenberg bietet mir als Lernende nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern auch ein Umfeld, in dem ich mich fachlich und persönlich weiterentwickeln kann. Besonders schätze ich die klare Struktur, die uns Lernenden Orientierung gibt, sowie die offene und unterstützende Haltung im Team. Regelmässige Lernbegleitungen, genügend Zeit zum Lernen und ein aktiver fachlicher Austausch fördern meinen Lernerfolg spürbar.
Solyana: Für mich zeichnet sich die Klinik Meissenberg besonders durch ein wertschätzendes und kollegiales Arbeitsumfeld aus. Ich erlebe ein Team, das sich gegenseitig unterstützt und in dem man sich willkommen fühlt. Die hohe Fachkompetenz der Mitarbeitenden gibt mir Sicherheit und motiviert mich, mich selbst stetig weiterzuentwickeln. Als Lernende habe ich das Gefühl, ernst genommen zu werden und in meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung gefördert zu werden.
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sind in deinem Beruf besonders wichtig?
Nadja: Geduld, Beobachtungsfähigkeit und eine reflektierte Kommunikation sind in meinem Beruf essenziell. Da der Alltag oft unvorhersehbar ist und Menschen sehr unterschiedlich reagieren, ist es wichtig, ruhig und professionell zu bleiben – und dabei stets empathisch zu handeln. Auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist zentral: Nur wenn ich mein eigenes Verhalten hinterfrage, kann ich dazulernen und stabile, vertrauensvolle Beziehungen zu den Patientinnen aufbauen.
Solyana: Absolut – Einfühlungsvermögen und Geduld sind im Umgang mit psychisch belasteten Patientinnen essenziell. Man muss bereit sein, sich auf jede Person individuell einzulassen, ohne dabei seine professionelle Haltung zu verlieren. Ja, Selbstreflexion ist wichtig. Gleichzeitig sollte man sich im Berufsalltag klar abgrenzen können, um eine professionelle Distanz zu wahren und langfristig belastbar zu bleiben.
Was hast du aus deiner bisherigen Arbeit mit den Patientinnen persönlich gelernt?
Solyana: Die Arbeit mit den Patientinnen hat mir gezeigt, wie bedeutend echtes Zuhören und ehrliche Begegnungen für den therapeutischen Prozess sind. Ich habe gelernt, dass psychische Gesundheit ein sehr sensibles Gut ist, das jede und jeder – unabhängig von der Lebenssituation – aktiv pflegen muss. Die Offenheit der Patientinnen berührt mich immer wieder und erinnert mich daran, wie wichtig ein respektvoller und achtsamer Umgang ist.
Nadja: Ich habe gelernt, hinter das Verhalten der Menschen zu blicken und deren Beweggründe besser zu verstehen. Viele Patientinnen haben belastende Lebenssituationen durchlebt und zeigen dennoch die Stärke, Hilfe anzunehmen – das beeindruckt mich sehr. Oft steckt hinter auffälligem Verhalten ein unerkanntes Bedürfnis oder ein innerer Schmerz. In solchen Situationen ist es wichtig, nicht vorschnell zu urteilen, sondern aufmerksam zu bleiben, empathisch zu beobachten und angemessen zu reagieren.
Gibt es einen besonderen Moment oder eine Erfahrung, die dir in deiner Arbeit besonders in Erinnerung geblieben ist?
Solyana: Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war die tiefe Dankbarkeit einer Patientin, die nach einer langen Therapie wieder Vertrauen ins Leben fassen konnte. Ihre Entwicklung mitzuerleben war sehr bewegend und hat mir gezeigt, wie viel unsere Arbeit bewirken kann. Ebenso schätze ich das Team, in dem ich arbeite – ich fühle mich jederzeit unterstützt und getragen, was für mich als Lernende sehr bedeutend ist.
Nadja: Es gibt viele Erlebnisse, an die ich mich gerne zurückerinnere – besonders die kleinen, persönlichen Fortschritte der Patientinnen. Jeder Moment, in dem ich miterleben darf, wie jemand Vertrauen fasst oder einen Entwicklungsschritt macht, ist für mich bedeutungsvoll. Auch Situationen, in denen ich selbst dazulerne und mich weiterentwickle, prägen mich nachhaltig.
Auf welche Weise trägt deine Tätigkeit in der Klinik zur Genesung und dem Wohlbefinden der Patientinnen bei?
Nadja: Ich sehe meine Rolle darin, einen sicheren, stabilen Rahmen zu bieten, in dem sich die Patientinnen ernst genommen und gesehen fühlen. Durch tägliche Gespräche entsteht Vertrauen, das es ermöglicht, eine tragfähige Beziehung aufzubauen – diese Beziehung ist oft die Grundlage für Veränderung. Ich helfe den Patientinnen dabei, ihre Ressourcen (wieder) zu entdecken und eine Tagesstruktur zu entwickeln. Gleichzeitig fördere ich ihre Selbstständigkeit, indem ich Verantwortung gezielt zurückgebe. Genesung ist ein Prozess, und ich bin dankbar, diesen Weg begleiten zu dürfen.
Solyana: Das kann ich sehr gut nachvollziehen – ich sehe es ganz ähnlich wie Nadja. Auch ich erlebe, wie wichtig ein verlässlicher Rahmen für die Patientinnen ist. Gerade in schwierigen Momenten versuche ich präsent zu sein und Orientierung zu geben. Dabei achte ich darauf, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Patientinnen sicher, angenommen und respektiert fühlen. Dieses Gefühl von Sicherheit kann ein erster Schritt in Richtung Stabilität und innerer Ruhe sein. Es freut mich, wenn ich durch meine Begleitung dazu beitragen kann.
Text Christoph Widmer
Foto Daniel Brühlmann
Video Vanessa Schmid